Nachdem sich unsere Gesellschaft angewöhnt hat, so einen Riesen-Bohei darum zu veranstalten, wer zufällig gerade an der Regierung ist und wer welches Amt ausübt, ist es ab und an doch all zu leicht zu vergessen:

Es ist völlig gleichgültig, welche Personen genau gerade die Regierung stellen. Es ist vielleicht noch nicht einmal besonders wichtig, wie genau diese Personen ins Amt kommen.

Viel wichtiger ist die Frage, wie genau die jeweilige Exekutive eines Staates denn überhaupt kontrolliert wird? Wie also eine Gesellschaft sicherzustellen versucht, dass die Regierenden wirklich „zum Wohle der Bürger“ handeln? Dass die Exekutive überhaupt verbunden mit den Bedürfnissen der Bürger handeln kann?

Denn wird eher diese Frage ins Auge gefasst, und das entschieden genug, tritt darüber die Frage völlig in den Hintergrund, wer für was Minister oder wer gerade Kanzler oder Präsident oder sonstwas ist. Dann werden Personen weitgehend unwichtig. Die politischen Gespräche lösen sich dann sehr weitgehend von Personen, „die die Themen verantworten“, und beschäftigen sich stattdessen mit den Themen selbst. „Versachlichung“ wird das manchmal genannt.

Das Geschehen ist dann zwar natürlich nicht mehr ganz so leicht dramatisierbar. Die großen Show-Effekte gehen verloren. Die Geschichten über „den Aufstieg und Fall von …“ treten in den Hintergrund. Die „großen Hoffnungsträger“ verlieren ihre psychologische Funktion. Auch „wer kann mit wem“ wird dann wieder allein eine Frage für den stinknormalen, alltäglichen Gossip oder für den Hundespielplatz, aber nicht mehr zu einer Frage von öffentlichem Interesse.

Aber es ist eben auch die Frage, ob eine Gesellschaft lieber eine weitere (mäßig spannende) daily soap finanzieren will oder doch lieber – Politik.

Die Personenfixiertheit unserer heutigen politischen Öffentlichkeit liegt nicht in der Natur der Sache, sondern ist das beständige Ergebnis eines ebenso beständig unkorrigierten „Verfahrensfehlers“. Politischer Verfahren nämlich, die zwar Personen in der Politik wahnsinnig wichtig erscheinen lassen, die dafür aber die Frage nach der wirksamen bürgerschaftlichen Kontrolle ihrer Aktivitäten im Amt sträflich vernachlässigen.

Politik braucht aber keine „Helden“ und keine „Bösewichte“. Politik braucht die Möglichkeit, sich beständig vor der Bürgerschaft zu verantworten. Und nur vor ihr.